In der vergangenen Woche haben wir ein Feldexperiment gewagt. Ich habe von meinem kostenlosen Online-Konto eine Überweisung gestartet. Das Geld war binnen einer Viertelstunde auf dem Empfängerkonto gutgeschrieben.

Dies wollte meine Mutter mit ihrem Sparkassen-Konto auch gern. Sie gab das Überweisungsformular am Montagmorgen ab. Auf ihre Nachfrage, wann denn die Überweisung ausgeführt werden würde, lautete die Antwort: "Gebucht wird am nächsten Tag." Ist ja alles noch in Ordnung - die Banken haben einen Bankarbeitstag Zeit und es wird schon am Dienstag noch ankommen. WEIT GEFEHLT! Für die Sparkasse gelten offenbar die EU-Regeln nicht. Es war natürlich auf dem Empfängerkonto am Dienstagabend kein Geldeingang zu verzeichnen.

Damit war es nachgewiesen. Das mit Abstand teuerste Girokonto bot die mit Abstand langsamste Schneckenüberweisung. So viel Kontoführungsgebühren für einen so schlechten Service hatte keiner von uns ernsthaft erwartet. Oder hat das ganze verzögerte Überweisen doch System? Da fragt sich dann doch, was mit den Kontoführungsgebühren bei der Sparkasse so alles finanziert wird.

Dafür macht die Wartburg-Sparkasse in Nr. 15 ihres Offenlegungsberichtes zum 31.12.2016 keinerlei Angaben zu ihrer Vergütungspolitik und beruft sich dabei auf Artikel 450 (2) CRR. Laut Abkürzungsverzeichnis heißt das Capital Requirements Regulation - wer hier was reguliert und auf welcher gesetzlichen Grundlage, läßt das Institut offen. Trotzdem hängt hier der Hauch von Verschleierungspolitik an, da auch andere Sparkassen-Institute fürstliche Apanagen an ihre Vorstände und Verwaltungsräte zahlen, wobei manchem Sparkassen-Vorstandsvorsitzenden im Bundesgebiet Gehälter gezahlt werden, die das der Bundeskanzlerin übersteigen. Wo hier eine vergleichbare Verantwortung liegt, ist mir bisher nicht erklärbar. Aber es erklärt anscheinend zumindest, wo die hohen Kontoführungsgebühren so dringend benötigt werden.

Anscheinend wendet die Wartburg-Sparkasse die EU-Regeln nur dann an, wenn sie ihr nutzen.

Über die Höhe der Zuwendungen an lokale Projekte im Verhältnis zu Einnahmen und Ausgaben sagt der Offenlegungsbericht nicht. Ist auch nicht verwunderlich, da die Summen im Vergleich zu den Bilanzsummen verschwindend gering sind und Projektfinanzierung die günstigere Werbung ist.

Übrigens: die Raiffeisenbank Werra-Meißner, die auch in Teilen des Wartburgkreises ihre Niederlassungen hat, bucht entgegengenommene Überweisungen auch erst am Folgetag, so dass auch hier der Empfänger das Geld ebenfalls erst einen Tag später gutgeschrieben bekommt. Ist das die Vorbereitung auf erhoffte Zinssteigerungen, um dann wieder mit dem Geld der Kunden wirtschaften zu können?