In meiner Ausbildung als Verwaltungswirtin lernte ich bei Stadtverwaltung und Landkreis, dass die Bürgerfreundlichkeit das A und O für die Verwaltung ist, quasi deren Existenzberechtigung. Das ist auch bei vielen Kommunen vorbildlich der Fall.

Anders sieht es in dem Kleinstädtchen Bad Hersfeld aus. Eine Einwohnermeldeamtsanfrage wird mit einem (selbst für meine Ausbildung) nahezu unverständlichem Text und ohne jegliche Bearbeitung einfach so zurückgesendet. Erkennbar war aus dem Text nur, dass das ach so kleine Bad Hersfeld mit seinen nicht einmal dreißigtausend Einwohnern wohl überrollt wird von Einwohnermeldeamtsanfragen und deshalb das überforderte Einwohnermeldeamt die Anfragen, weil sie nicht genau der gewünschten Form entsprechen, zurücksendet. Wie die gewünschte Form lautet, blieb das Geheimnis des Stadtbediensteten. Als ich hinterher telefonierte, wurde ich von dem Mitarbeiter auch schnell abgekanzelt - ich wüßte wohl nicht, wie viele Anfragen die Stadt habe. Darauf entgegnete ich, dass ich als Verwaltungswirtin auch diese Bereiche kennengelernt habe. Muß wohl ein Treffer gewesen sein - ich wurde ganz schnell abgewürgt. Ob er nun von den vielen Dienstbesprechungen mit Weihnachtsfeiercharakter vollkommen überlastet war, kann nur gemutmaßt werden. Mal sehen, ob ich nun mit erneutem Anschreiben die Auskunft bekomme.

Das Wort Service ist im Einwohnermeldeamt der Stadtverwaltung Bad Hersfeld offensichtlich gänzlich unbekannt. Dass auch dort die Beamten von den Steuern und Abgaben der Bürger versorgt werden, ist wohl noch nicht in die Amtsauffassung eingedrungen. Dabei werden die Beamten ja nicht nur mit Einkommensbezügen wohlversorgt. Nein, der Dienstherr zahlt auch üppige Beihilfen für den Krankheitsfall an den Beamten und seine gesamte Familie, die sich dann als Privatversicherte erster Klasse die medizinische Vorzugsbehandlung sichern. Und letztlich zahlt der Dienstherr dann noch eine im Vergleich zur gesetzlichen Rentenversicherung geradezu fürstliche Pension und ggf. noch Witwen- und Waisenversorgung.

Demgegenüber steht nun der kleine um Auskunft bittende Bürger und wird von dem Bediensteten der Stadt Bad Hersfeld verhöhnt. Das ist in Bad Hersfeld die Bürgerfreundlichkeit.

Wir haben jedenfalls einen Schluss gezogen: wenn die Bad Hersfelder Festspiele von einer solch inkompetenten und bürgerunfreundlichen Stadtverwaltung organisiert werden, dann gibt es doch keinen Grund ausgerechnet dieser Stadt Eintritte, Parkgebühren, Gastronomenumsätze oder den Einkaufsbummel vor dem Theaterabend zukommen zu lassen. Wir gehen dann zu den Theater- und Opernaufführungen in Eisenach, Meiningen und Erfurt, zu den Ekhof-Festspielen im Barock-Theater Gotha, zu den Domstufen-Festspielen in Erfurt und zu den Festspielen im Schloss Kochberg. Dort sind nämlich die Kommunen freundlich und hilfsbereit, so dass es Spaß macht, dort zu verweilen.